Jahrbuch-Archiv: Band 25 (2015)

Band 25 (2015): Musikpsychologie – Anwendungsorientierte Forschung

Band 25 wurde herausgegeben von Wolfgang Auhagen, Claudia Bullerjahn und Richard von Georgi. Die redaktionelle Betreuung lag bei Hauke Egermann, Mirjam James, Kai Lothwesen und Kathrin Schlemmer.

 

Der gedruckte Band ist 2015 im Hogrefe-Verlag erschienen. Die Nutzungsrechte wurden durch die DGM zurückerworben und die Beiträge 2020 als OpenAccess-Publikation zur kostenlosen, freien Verwendung unter der CC-BY 4.0 Lizenz an dieser Stelle neu veröffentlicht.

Alle Beiträge liegen als durchsuchbares PDF vor, sind mit einer DOI versehen und in der PubPsych/PSYNDEX-Datenbank recherchierbar. Beitragstitel und Zusammenfassungen werden konsequent in deutscher und englischer Sprache angegeben.

Mit [*] gekennzeichnete Titel und Zusammenfassungen wurden aus der Ursprungssprache maschinell mit www.deepl.com übersetzt.

Vorwort der Herausgeber
Die Beiträge in dieser Rubrik liegen in einem Sammel-PDF vor.

Wolfgang Auhagen, Claudia Bullerjahn, Richard von Georgi

Würdigungen zum Jubiläum: 25 Bände 'Musikpsychologie'
Die Beiträge in dieser Rubrik liegen in einem Sammel-PDF vor.

Zu den Anfängen des Jahrbuchs für Musikpsychologie

Helga de la Motte-Haber

Was sich mit den Jahren verändert hat

Günter Kleinen

Grußwort

Rolf Oerter

Greetings from ESCOM for the 25th Yearbook of the German Society for Music Psychology

Jane Ginsborg

Grußwort der Gesellschaft für Musikforschung e.V.

Wolfgang Auhagen

Themenschwerpunkt: Anwendungsorientierte Forschung in der Musikpsychologie

Wahrnehmung: Analyse und Bewertung von Melodien

Gesamteindruck: Zu einem Schlüsselbegriff des Plagiatsrechts Overall impression: On a key concept of plagiarism law [*]

Frederic Döhl
Der Beitrag führt in die Rolle des Begriffs Gesamteindruck ein, wie er für Plagiatsentscheidungen im Kontext des deutschen Urheberrechts maßgeblich ist. Es zeigt sich, dass dieser Begriff im urheberrechtlichen Diskurs bislang unbestimmt ist. In Reaktion hierauf wird hergeleitet, warum dieser auffallend untertheoretisierte Zustand unbefriedigend ist und eine vertiefende Annäherung gebietet, etwa im Blick auf Ziele wie Rechtssicherheit und Einheitlichkeit der Rechtsanwendung. Anliegen ist es sodann, herzuleiten, inwiefern gerade hierfür aus Sicht der Musikpsychologie, namentlich der Wahrnehmungs- und Ähnlichkeitsforschung, ein Beitrag geleistet werden könnte. Es wird dabei deutlich werden, dass der Musikpsychologie für urheberrechtliche Plagiatsevaluationen nur punktuell eine Relevanz zukommt - dann allerdings eine bedeutende, die zudem größer ist als bisher deutlich zu sein scheint, namentlich im rechtswissenschaftlichen Diskurs. Auch wird ersichtlich, dass der Begriff des Gesamteindrucks den maßgeblichen Anknüpfungspunkt darstellt.

Is it the Song and Not the Singer? Hit Song Prediction Using Structural Features of Melodies Ist es das Lied und nicht der Sänger? Hit-Song-Vorhersage unter Verwendung struktureller Merkmale von Melodien [*]

Klaus Frieler, Kelly Jakubowski, Daniel Müllensiefen
Diese Untersuchung versucht, kommerziell erfolgreiche Popsongs von kommerziell weniger erfolgreichen Popsongs mit Hilfe struktureller Features ihrer Hauptgesangsmelodien zu unterscheiden. Zu diesem Zweck wurden 266 Popsongs anhand ihres Erfolgs in der britischen Hitparade durch k-means Clustering als „Hits" oder „Nicht-Hits" eingestuft. Darüber hinaus wurde mit Hilfe der Software MeloSpySuite ein umfassender Satz von 152 intrinsischen Features für die Hauptmelodien berechnet, die einen weiten Bereich struktureller Dimensionen (Tonhöhe, Intervalle, Rhythmus, Metrum etc.) abdecken. Diese Features wurden als unabhängige Variable für eine Random-Forest-Klassifikation benutzt; zudem wurde für j ede Variable ein Wilcoxon-Test berechnet, um die Klassifikationsergebnisse weiter zu stützen und zu beleuchten. Der Klassifikationserfolg war mit 52,6 % relativ gering und lag nur knapp über der Ratewahrscheinlichkeit. Die Ergebnisse der Wilcoxon-Tests entsprachen im Wesentlichen den Resultaten der Random-Forest-Prozedur. Interessanterweise beziehen sich die Variablen mit der höchsten Diskriminanzleistung alle auf den Intervallgehalt der Melodien. Ein zusätzlicher Klassifikationsbaum mit den wichtigsten Variablen der Random-Forest-Prozedur erreichte eine Klassifikationsgenauigkeit von 61 % mit einer einzelnen Variablen, die die Gleichverteiltheit von aufeinanderfolgen Paaren von Intervallrichtungen misst, und die für Hits größer war als für Nicht-Hits. Wir diskutieren mögliche Interpretationen unserer Ergebnisse und schlagen sich anschließende Forschungsvorhaben vor.

Verfahren zur Schätzung der Grundfrequenzverläufe von Melodiestimmen in mehrstimmigen Musikaufnahmen Method for estimating the fundamental frequency characteristics of melody parts in polyphonic music recordings [*]

Jonathan Driedger, Meinard Müller
Betrachtet man den einem Musikstück zugrunde liegenden Notentext, so lassen sich aus diesem Informationen wie der Verlauf einer Melodiestimme unmittelbar ablesen. Die Tonhöhen, Dauern und Einsatzzeiten der Melodietöne werden hierbei durch geeignete Notensymbole explizit kodiert. In einer Musikaufnahme sind die Verhältnisse wesentlich komplexer. Betrachtet man die Aufnahme eines auf einem Instrument gespielten oder gesungenen Tons, so kann man neben der Grundfrequenz auch eine Reihe von Obertönen und anderen Frequenzkomponenten messen. Weiterhin nehmen sich Musiker bei der Interpretation und Um¬ setzung eines Notentextes erhebliche Freiheiten. Neben der Anpassung von Tempo und Dynamik kann eine Melodiestimme zum Beispiel durch Verwendung von Vibrato und Glissando ausgestaltet werden. Bei der Betrachtung von mehrstimmiger Musik überlagern sich diese Phänomene und führen zu komplexen Klanggemischen. In diesem Beitrag diskutieren wir automatisierte Verfahren mit dem Ziel, den Grundfrequenzverlauf der dominanten Melodiestimme aus einer Musikaufnahme zu extrahieren. Hierbei wollen wir insbesondere auf Probleme eingehen, die bei der Betrachtung mehrstimmiger Musik entstehen. Weiterhin zeigen wir auf, wie sich die Resultate automatisierter Verfahren durch Integration von Zusatzwissen und durch Möglichkeiten der Benutzerinteraktion verfeinern lassen. Für die Anwendung der vorgeschlagenen Methoden stellen wir einen Prototyp für eine Benutzerschnittstelle zur Bestimmung von Grundfrequenzverläufen vor.

Wirkungen: Gebrauchskontexte von Musik und Musikpräferenzen

The influence of music and video game preferences on the perceived effects of music while gaming Der Einfluss von Musik- und Videospiel-Präferenzen auf die wahrgenommene Wirkung von Musik beim Spielen [*]

Isabell Bötsch, Richard von Georgi, Claudia Bullerjahn
Bisher haben nur wenige Studien die Wirkung von Musik in Videospielen untersucht. Oftmals wurden mögliche moderierende Variable wie die Musik- und Spielgenrepräferenz vernachlässigt. Innerhalb dieser Studie wird unter Berücksichtigung bisheriger Ergebnisse und theoretischer Ansätze der Einfluss dieser Präferenzen auf die Dimensionen subjektive Wirkung, Konzentrationsbeeinträchtigung und die Bedeutung der persönlichen Musikpräferenz beim Gaming untersucht, welche über einen 146 Items umfassenden Fragebogen mittels einer explorativen Faktorenanalyse konstruiert wurden. Die Ergebnisse zeigen, dass die Präferenz von Action/Shooter- und Geschicklichkeitsspielen einen Einfluss auf die subjektiv wahrgenommene Wirkung und Konzentration besitzt, sowie, dass keine Unterschiede innerhalb der Skalen in Abhängigkeit von der generellen Musikpräferenz existieren.

Loudness War? Eine experimentelle Untersuchung zum Einfluss übersteigerter Dynamikkompression auf die Rezeption populärer Musik Loudness war? An experimental study on the influence of excessive dynamic compression on the reception of popular music [*]

Nicolas Ruth, Claudia Bullerjahn
Der vorliegende Artikel nähert sich dem „Loudness War" genannten Phänomen, also der gesteigerten Dynamikkompression in der Post-Produktion von populärer Musik, und seinen Auswirkungen für die Rezeption. Die zentrale experimentelle Studie in dieser Arbeit beschäftigt sich in einem 2 x 2 Between-Subjects-Design mit der Wahrnehmung und Bewertung von verschiedenen populären Musikstücken. 56 Studierende (M = 22,8 Jahre, 69,6 % weiblich) hörten in zwei Gruppen jeweils die drei gleichen Lieder, davon das zweite oder dritte in einer übersteigerten Dynamikkompression. Als Messinstrument fungierte ein in Anlehnung an Maempel (2001) modifizierter Klanggestaltungsfragebogen sowie das SAM und der PANAS-d-state. Nur der an dritter Stelle präsentierte Song wurde in „lauter", also stark komprimierter Mischung hinsichtlich mehrerer Parameter signifikant schlechter bewertet als in konventioneller Mischung und hinterließ auch eine negativere Gefühlsanmutung.

Musikalische Vorlieben oder alltagsästhetische Schemata? Zur relativen Bedeutung von Demografie-, Sozialisations- und Persönlichkeitsvariablen für die Optimierung digitaler Musikempfehlungssysteme Musical preferences or everyday aesthetic schemata? On the relative importance of demographic, socialisation and personality variables for the optimisation of digital music recommendation systems [*]

Steffen Lepa, Markus Seifert
Zur Weiterentwicklung digitaler Musikempfehlungssysteme wäre es zielführend, zentrale Dimensionen und Prädiktoren persönlicher Musikvorlieben zu kennen. In der angewandten Musikforschung existieren hierzu graduell unterschiedliche Auffassungen: Während musiksoziologisch orientierte Autoren die Bedeutung von Herkunftsmilieus für geschmackliche Affinitäten betonen, welche auf extramusikalischen, soziokulturellen Genrekonnotationen beruhen sollen, verweisen musikpsychologisch orientierte Autoren auf den Einfluss biologisch-genetischer prädisponierter Persönlichkeitseigenschaften und früher Sozialisationserfahrungen für die Erklärung musikalischer Genrepräferenzen, welche zudem auch eher als auf musikspezifische Attribute gerichtet verstanden werden. Die vorliegende Studie versucht beide Ansätze theoretisch und empirisch miteinander zu verbinden, um im Anschluss ihren jeweiliger Erklärungsbeitrag für die Vorhersage persönlicher Musikvorlieben empirisch zu bestimmen. Dabei wird besonderes Augenmerk auf den Einfluss medienbezogener Musiksozialisation für die Präferenzbildung gelegt. Die empirischen Ergebnisse stehen einerseits inhaltlich in Kontinuität mit der Forschungslage, zeigen aber andererseits auch methodologisch neue Wege auf und demonstrieren zudem das synergetische Potential der Zusammenführung musikpsychologischer und musiksoziologischer Ansätze für die Optimierung von Musikempfehlungssystemen.

Performance: Darstellungen, Leistungen und Fähigkeiten

DJs im Club-Kontext - eine fallbasierte Beobachtungsstudie von Performancebewegungen DJs in a club context - a case-based observation study of performance movements [*]

Alexander Förstel, Hauke Egermann
In dieser Studie wurde untersucht, welche Performancebewegungen DJs während eines Live-Auftritts im Club-Kontext mit welcher Gewichtung ausführen. Darüber hinaus war es von Interesse, ob sich das Verhalten von DJs in Abhängigkeit des Professionalisierungsgrads ändert. Zur Untersuchung dieser Aspekte wurden explorative Videoanalysen von Auftritten sechs semi-professioneller und acht professioneller Techno/House-DJs vorgenommen. Hierbei sind insbesondere ihre Bedienvorgänge an den verschiedenen Geräten und ihr sichtbares Wirken durch Tanz und Gesten von Interesse. Es konnte beobachtet werden, dass professionelle DJs ihr Equipment schneller und vielseitiger als semiprofessionelle DJs verwenden. Dies wird im Kontext musikalischer Lern- und Expertisierungstheorien diskutiert. Darüber hinaus benutzen professionelle DJs im Gegensatz zu semiprofessionellen DJs ihren Körper viel intensiver und nehmen eine Führungsrolle im Club ein.

Der „Performance Simulator": Entwicklung und Evaluation eines Trainingsangebots für Musiker am Royal College of Music The "Performance Simulator": Development and evaluation of a training programme for musicians at the Royal College of Music [*]

Mats B. Küssner, Lisa Aufegger, Hubert Eiholzer, Aaron Wiiliamon
Der Performance Simulator am Royal College of Music in London ist ein neues Trainingsangebot, das es Musikern ermöglicht, Konzertauftritte und das Vorspiel vor einer Jury zu üben. Im vorliegenden Artikel werden zunächst verschiedene Simulationsmethoden besprochen, bevor der Performance Simulator und seine Entwicklung vorgestellt werden. Es folgt eine kritische Besprechung der ersten Validierungsstudie, deren Ergebnisse belegen, dass das Erleben einer musikalischen Aufführung im Performance Simulator der Realität generell nahekommt. Im Anschluss werden bereits durchgeführte sowie zukünftige Verbesserungen und Weiterentwicklungen vorgestellt und die Anwendung des Performance Simulator für die Erforschung grundlegender psychologischer und physiologischer Prozesse des Auftretens diskutiert. Zusammenfassend wird festgestellt, dass der Performance Simulator das Potenzial besitzt, sich zu einem essenziellen Teil einer professionellen Musikerausbildung zu entwickeln.

Auditive Einflüsse bei der Tempopräzision im Klavierspiel - Das Phänomen der voraus­schauenden motorischen Korrektur (Anticipatory Motor Adjustment) Auditory influences on tempo precision in piano playing - The phenomenon of Anticipatory Motor Adjustment [*]

Andreas van Hooven, Wolfgang Auhagen
Ab den 1970er Jahren setzten sich Modelle innerer Uhren in Verbindung mit motorischen Programmen in der Forschung zur musikalischen Psychomotorik gegen die Vorstellung durch, Laien und Musiker bedienten sich maßgeblich einer auditiven Rückkopplungsschleife, um ein konstantes Tempo zu klopfen oder am Instrument zu spielen. Jüngere neurologische Studien postulieren, das (musikalische) Zeitgefühl basiere auf verschieden langen Ketten neuronaler Entladungen (neuronale Netze) ohne zentrale innere Uhr. Von außen - etwa durch auditive Rückkopplung - seien sie kurzfristig variierbar. Wäre eine innere Uhr beim solistischen Instrumentalspiel unabhängig von auditiven Einflüssen (Open-Loop-Modell), dürfte unerwartet verzögertes auditives Feedback (Delayed Auditory Feedback, DAF) die Solisten nicht signifikant im Tempo beeinträchtigen. Verschieben sie jedoch ihren Grundschlag, wäre das ein Zeichen für eine auditiv variierbare innere Uhr oder kurzfristig variierbare Neuronale Netze. Reagieren Klavierspieler abhängig verschiedener Größen des DAF, wäre das ein weiteres Argument gegen Open-Loop-Modelle. Sind überdies belastbare Unterschiede nach Händigkeit und nach Platzierung der DAFs in Ober- und Unterstimme zu beobachten, spräche das gegen die Singularität einer inneren Uhr. Das vorliegende Experiment erbringt einige dieser Hinweise durch einen Versuchsaufbau und statistische Methoden, die Probanden nicht mit einer Laborsituation konfrontieren. Etwa das Paradigma fortgesetzter Synchronisation durch Metronomvorgabe - um interindividuell vergleichbare Messzeitreihen zu erhalten - spielte in diesem Versuch folglich keine Rolle. Zudem machten neue statistische Methoden (Periodische Mittelwertsabweichungen PMA in Verbindung mit Blockvarianzanalysen BANOVA) Zeitreihen der Probanden in dieser Studie miteinander ohne Tempovorgabe vergleichbar. Das prägnanteste Ergebnis: Probanden reagieren signifikant auf plötzlich ausbleibendes AF, nachdem sie sich an die (für sie) zufällig auftretenden DAFs bereits gewöhnt hatten (Lerneffekt). Erstaunlich dabei: Dies geschieht in vorausschauender motorischer Korrektur (Anticipatory Motor Adj ustment AMA). Dies zwingt zu der Annahme, dass die seit den 1970er Jahren kontravalente Debatte „innere Uhr oder Rückkopplungsschleife" eine Sackgasse ist, es sei denn, dem Gehör würde das Mitwirken an der zukunftsgewandten (a priori) zeitlichen Handlungsplanung stärker zugesprochen. Von Interesse für künftige Designs könnte zudem sein, dass Probanden mit Vorwissen über zu erwartendes DAF nach seinem Auftreten hoch signifikant geringere Temposchwankungen zeigten als Uninformierte. Überdies beeinträchtigt DAF den Positionssinn für die andere motorische Hemisphäre: Probanden spielten Tonhöhenfehler in signifikantem Maße nur nach DAF und dies ebenso signifikant nur mit jener Hand, die zuvor nicht die klangverzögerte Taste angeschlagen hatte.

Lernen: Präsentieren von und Sprechen über Musik

Musikschule YouTube: Fähigkeiten zur Bewertung von online verfügbaren musikalischen Lerninhalten bei Instrumentalschülern - eine explorative Studie Music School YouTube: Skills for evaluating online musical learning content available to instrumental students - an exploratory study [*]

Georg Wissner
Der vorliegende Artikel gibt einen Forschungsüberblick zum Thema Lernen mit YouTube und fasst die, bislang nur dürftig vorhandenen, wesentlichen theoretischen und empirischen Erkenntnisse in diesem Bereich zusammen. Dabei stammen die vorhandenen Forschungen zu diesem Thema vorwiegend aus der außermusikalischen Lehr- und Lernforschung und beziehen sich oft auf die Frage der Vereinbarkeit von traditionell angeleitetem Lernen und informellem Lernen mit online verfügbaren Inhalten. Über den theoretischen Rahmen hinaus wird eine explorative Studie vorgestellt, welche die Bewertungsfähigkeiten hinsichtlich der Güte online verfügbarer musikalischer Lerninhalte bei Instrumentalschülern explorativ untersucht. Befragt wurden dafür 84 Personen, darunter Instrumentalschüler und -lehrer an einer öffentlichen und drei privaten Musikschulen sowie Studenten und Mitarbeiter der Universität (10 bis 53 Jahre, 0 23,5 Jahre, 43 weiblich und 41 männlich). Die Probanden mussten zwei Videos unterschiedlicher Qualität, aber gleichen Lerninhalts anschauen und jeweils anschließend das Gesehene mittels eines neu entworfenen Fragebogens bewerten. Dabei wurden verschiedene Teilbereiche wie Bild- und Tonqualität, instrumenten- und spieltechnische Aspekte sowie Sympathie zu dem Vortragenden (im Video) abgefragt. Die entsprechenden Videos wurden vorab von Experten ausgewählt und bewertet. Es zeigte sich, dass sowohl das Alter als auch die Dauer des bislang erhaltenen Unterrichts einen signifikanten Einfluss auf die Bewertung der Tutorialvideos haben. Darüber hinaus bewerten Frauen die Videos in einigen Teilaspekten signifikant besser als Männer. Die Bewertungen von Lehrern und Instrumentalschülern unterscheiden sich bei den guten Videos signifikant.

Lingua musica? Zur Erfassung musiksprachlicher Kompetenzen Jugendlicher in textbasierten Testinstrumenten Lingua musica? For the assessment of musical language skills of adolescents in text-based test instruments [*]

Michael Ahlers, Andreas Seifert
Der Artikel beschreibt die Entwicklung eines Instruments zur Erfassung von (Teil-)Kompetenzen Jugendlicher in der siebten Klasse in den Bereichen Musik-Fachsprache sowie des Sprach- und Leseverstehens. Durch die Verwendung von authentischen Texten in eigens konstruierten C-Tests wurden Daten aus zwei Stichproben (Ngesamt= 299) gewonnen und analysiert. Die Güte der Subtests ist dabei gut bis sehr gut. Ein dreidimensionales Modell bildet die Zusammenhänge zwischen den notwendigen allgemeinen sprachlichen und den (musik-)fachsprachlichen Kompetenzen am besten ab. Dabei kann durch den Einsatz von Regressionsanalysen gezeigt werden, dass es einen musikspezifischen Bereich von Fachsprache geben kann. Varianzanalysen bestätigen, dass die Schulform und Muttersprachlichkeit der Probanden wichtige Einflussgrößen dieser erfassten Teilkompetenz sind. Abschließend werden die Optionen eines Einsatzes des Instruments mit Bezug zu bereits vorliegenden Instrumenten und Konstrukten sowie die weitere Validierung des Instrumentes und des zugrunde liegenden, Rasch-skalierten Modells diskutiert. Es wird reklamiert, dass in der Konstruktion von musikbezogenen Testinstrumenten und kompetenzorientierten Aufgaben zu selten auf empirisch gesichertes Wissen um Fachsprachlichkeit Wert gelegt wird.

Laudatio
Die Beiträge in dieser Rubrik liegen in einem Sammel-PDF vor.

Laudatio zur Verleihung des Ehrendoktorats an Frau Prof. Dr. phil. Helga de la Motte-Haber

Helmut Rösing

Spots

Automatische Erschließung von Musikdaten Automatic indexing of music data [*]

Meinard Müller

Livekonzert und Medienmusik: Immersive opto-akustische Simulationen als Werkzeug der Musik- und Medienrezeptions­forschung Live concert and media music: Immersive opto-acoustic simulations as a tool for music and media reception research [*]

Michael Horn, Alexander Lindau, Hans-Joachim Maempel, Stefan Weinzierl

emoTouch für iPad: Ein flexibles, mobiles Forschungswerkzeug zur Erhebung kontinuierlicher Probandenratings in ein und zwei Dimensionen emoTouch for iPad: A flexible, mobile research tool for collecting continuous respondent ratings in one and two dimensions [*]

Christoph Louven, Carolin Scholle

Vocalmetrics.Ein Software Tool für das Visualisieren, das Rating und den Vergleich von Musik-Datensätzen Vocalmetrics. A software tool for visualizing, rating and comparing music data sets [*]

Axel Berndt, Felix Schönfeld, Rainer Groh, Tilo Hähnel, Tobias Marx, Martin Pfleiderer

Rezensionen
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Veronika Busch, Kathrin Schlemmer & Clemens Wöllner (Hrsg.): Wahrnehmung - Erkenntnis - Vermittlung. Musikwissenschaftliche Brückenschläge. Festschrift für Wolfgang Auhagen

Ruth Seehaber

Siu-Lan Tan, Annabel J.Cohen, Scott D. Lipscomb & Roger A. Kendall (Eds.): The Psychology of Music in Multimedia

Clemens Wöllner

Raymond A. MacDonald, Gunter Kreutz & Laura Mitchell (Eds.): Music, Health, and Wellbeing (Simone Spangler); Balint Andras Varga: Drei Fragen an dreiundsiebzig Komponisten

Adam Kormann

Lutz Jäncke: Macht Musik schlau? Neue Erkenntnisse aus den Neurowissenschaften und der kognitiven Psychologie

Daniel Müllensiefen

Shane M. Murphy (Ed.): The Oxford Handbook of Sport and Performance Psychology

Jesper Hohagen

Tagungsberichte
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13th International Conference on Music Perception and Cognition (ICMPC) & 5th Conference for the Asian-Pacific Society for Cognitive Sciences of Music (APSCOM), 04.-08.August 2014, Seoul, Südkorea

Paul Evers & Fabian Greb

Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Musikpsychologie, 12.-14.September 2014, Erlangen

Romina Damm & Jonathan Remmers

Erste IASPM D-A-CH Konferenz, 24.-26.Oktober 2014, Siegen

Nicolas Ruth

5th International Symposium on Assessment in Music Education (ISAME), 18.-21.Februar 2015, Williamsburg, Virginia, USA

Andreas Lehmann-Wermser