Es wird vorgeschlagen, Lickliders Autokorrelationstheorie der Tonhöhenwahrnehmung (1951, 1959), die Hesse in Form der Zeitreihen-Korrelationsanalyse auch zur Erklärung der Konsonanz heranzog (1972, S. 154; 2003, S.142), mit einem Zeitfenster für die Unschärfe der Gleichzeitigkeit zu versehen, um sie dadurch praxiskompatibel zu gestalten.Bisherige Konsonanztheorien basieren auf der Darbietung stationärer Klänge und können die Verstimmungstoleranz nicht erklären. Die in der frequency domain operierenden Konsonanztheorien sind noch weniger dazu in der Lage, die Bedingungen der praktischen Musikausübung zu berücksichtigen, als die in der time domain prozessierenden. Mit Langners Nachweis einer doppelten Repräsentation von Tonhöhe, der tonotopen und der periodotopen Abbildung sowohl im Zentrum des Colliculus Inferior (ICC) als auch im Cortex (Lang ner et al., 1988, 1997), sowie mit den Interspike-Histogrammen von Tramo et al. (2001), die zeigen, dass mit neuronaler Autokorrelation harmonische Intervalle wegen ihrer Periodizität erkannt werden, sind die Voraussetzungen dafür geschaffen, Konsonanztheorien in der time domain zu favorisieren. Denn es ist erstmals die Existenz solcher neuronalen Prozesse nachgewiesen, die dazu notwendig sind, Konsonanz mit der Periodizitätsanalyse der neuronalen Impulsmuster zu erklären. Die Rigidität der Autokorrelationsanalyse, die zur Folge hat, dass ver stimmte konsonante Intervalle nicht als konsonant erkannt werden, obwohl sie (noch) konsonant klingen, wird beseitigt durch die Einführung einer Unschärfe beim Erkennen der Gleichzeitigkeit.Sie ist mit der endlichen Breite der Nervenimpulse sowie der endlichen Zeit der Reaktion auf das fast gleichzeitige Eintreffen zweier Nervenimpulse an einem Neuron zu begründen (Pricke, 2005a, S.135).Mit der Berücksichtigung dieser Unschärfe durch ein Zeitfenster von 0,8 ms, mit der Ebeling die Autokorrelation der Intervalle kürzlich berechnet hat, ergibt sich eine Abstufung der konsonanten Intervalle in der Rangfolge, wie sie Stumpf (1890, S.176) aufgrund seiner Verschmelzungsuntersuchungen angegeben hat.Die Kurve zeigt insbesondere, dass jedes Intervall sich mit der notwendigen Intervallbreite darstellt, die durch die Verstimmungstoleranz gegeben ist. Damit ist es erstmalig gelungen, das konsonante Zusammenklingen auch verstimmter Intervalle innerhalb einer Konsonanztheorie zu erklären.