Jahrbuch-Archiv: Band 6 (1989)

Band 6: Musikpsychologie – Empirische Forschungen - Ästhetische Experimente
Band 6 wurde herausgegeben von Klaus-Ernst Behne, Günter Kleinen und Helga de la Motte-Haber.
Der gedruckte Band ist 1989 im Hogrefe-Verlag erschienen. Die Nutzungsrechte wurden durch die DGM zurückerworben und die Beiträge 2020 als OpenAccess-Publikation zur kostenlosen, freien Verwendung unter der CC-BY 4.0 Lizenz an dieser Stelle neu veröffentlicht.
Alle Beiträge liegen als durchsuchbares PDF vor, sind mit einer DOI versehen und in der PubPsych/PSYNDEX-Datenbank recherchierbar. Beitragstitel und Zusammenfassungen werden konsequent in deutscher und englischer Sprache angegeben.
Mit [*] gekennzeichnete Titel und Zusammenfassungen wurden aus der Ursprungssprache maschinell mit www.deepl.com übersetzt.
Forschungsberichte
What is Conveyed by the Expressive Aspect of Musical Performance? Was wird durch den expressiven Aspekt der musikalischen Darbietung vermittelt? [*]
Dieses Papier befasst sich mit der Beziehung zwischen den verschiedenen Bedeutungen des Wortes Ausdruck und den verschiedenen Arten der Annäherung an den Ausdruck, die angenommen wurden. Nach der Erörterung einer Reihe theoretischer Fragen, die sich mit der Beziehung zwischen Ästhetik und Kognition, der Anwendung einer Gibson'schen Sichtweise der Wahrnehmung auf die Musik und den Gründen für das Studium der Musikaufführung befassen, werden die Ergebnisse einer Reihe empirischer Studien sowohl zur Produktion als auch zur Wahrnehmung des Ausdrucks bei der Musikaufführung zusammengefasst. Diese werden verwendet, um einen Überblick über die Arten von Fragen zu geben, die bei der Betrachtung der kommunikativen Funktion des Ausdrucks zu behandeln sind, und um die wesentliche Kontinuität zwischen den ästhetischen und kognitiven Komponenten dieses Prozesses aufzuzeigen. [*]
Fundamental Factors of Music Comprehension Grundlegende Faktoren des Musikverständnisses [*]
Die Leichtigkeit oder Schwierigkeit, mit der die Probanden Musik konzipieren, hängt vom Grad der Komplexität ab, der der strukturellen Organisation innewohnt. Eine unbekannte spanische Volksmelodie und ein monophoner Abschnitt aus den "Strukturen" von Boulez wurden für ein Experiment ausgewählt. Zusätzlich zu den Originalversionen wurden sechs weitere Versionen durch Verschiebung der Tonhöhen in einen anderen Oktavbereich und durch Transformation der rhythmischen Struktur konstruiert. Jedes Musikbeispiel wurde zweimal gespielt, und 30 graduierte Studenten der Musikwissenschaft mussten beurteilen, ob die zweite Version die gleiche war oder nicht, oder ob sie sie nicht erkannten. Die einfache Zeitgruppierung fördert das Verständnis besonders weil. Aber die Möglichkeit, Musik einer stilistischen Kategorie zuzuordnen, ist wichtiger als die Einfachheit der musikalischen Struktur. [*]
Mit Kopfhörern durch den Alltag – Zur Erkundung einer Hörwelt Through everyday life with headphones - To explore a world of hearing [*]
Die empirische Arbeit, über die in diesem Beitrag berichtet wird, zielt auf die Beschreibung von Erfahrungen ab, die durch die Verwendung eines sogenannten "Walkmans" vermittelt werden. Die Ergebnisse konzentrieren sich auf die Auswirkungen der akustischen Situation der Probanden auf ihre Erfahrungen mit der visuellen Welt. Die Daten wurden mit Hilfe von explorativen Experimenten im städtischen Bereich ("walk around the block") gesammelt. In einem der Experimente zeichneten die Testpersonen ihre momentanen Verbalisationen auf, in einem anderen kommentierten sie danach Fotos, die sie beim Gehen aufgenommen hatten. Die Präsentation basiert auf einer qualitativen Inhaltsanalyse dieser Berichte. Es wird gezeigt, dass die spezifische akustische Situation einen spektakulären Eindruck der erlebten visuellen Welt erzeugen kann. [*]
Streiflichter musikalischer Lebenswelten von Berufsschülern Highlights of the musical life worlds of vocational school students [*]
Das Erlangen und der Umgang mit Wissen außerhalb der spezifischen Berufsausbildung ist ebenso notwendig wie die berufliche Qualifikation. Der vorliegende Beitrag bezieht sich auf eine Studie zur Akzeptanz und Toleranz im musikalischen Verhalten von Schülerinnen und Schülern einer Berufsschule. Mit Hilfe umfangreicher projektiver Techniken wird ein Einblick in ihre Alltagssituation gewonnen. Ihre sozialen und kulturellen Interessen offenbaren sich in der Erklärung gegebener Situationen und Geschichten, die sie zu Bildern zusammensetzen mussten. [*]
»Videotraining für Sänger« - zur audiovisuellen Rezeption von Jazz- und Klassikgesang im Fernsehen "Video training for singers" - on the audiovisual reception of jazz and classical singing on television [*]
Diese explorative Studie befasst sich mit dem Einfluss von Beurteilungen der visuellen Attraktivität auf die auditive Bewertung von auf Video aufgenommenen weiblichen Gesangsleistungen. 158 Probanden heterogener Gruppen (professionelle Sänger, [Jazz-]Musiker, Musikstudenten und Laien) wurden Videoaufzeichnungen eines Jazz- und eines klassischen Musikstücks präsentiert. Es zeigte sich, dass weibliche Probanden je nach Alter differenzierter reagierten als männliche und dass Experten bei klassischer Musik differenzierter als Laien urteilten, während sie bei Jazztiteln eher zurückhaltend waren. Die Ergebnisse einer Regressions- und einer Faktorenanalyse deuten darauf hin, dass die visuelle Wahrnehmung für die Beurteilung von Jazz wichtiger ist als für die Beurteilung von klassischer Musik. Letztere scheint komplexer zu sein. [*]
Ohr-Asymmetrie in der Wahrnehmung dichotisch dargebotener Melodien als Funktion von musikalischer Begabung und musikalischer Erfahrung Ear Asymmetry in the perception of dichotically presented melodies as a function of musical talent and musical experience [*]
Viele Variablen beeinflussen den für musikalische Stimuli erhaltenen Ohrvorteil. Unsere Forschung untersuchte die Auswirkungen von Musikbegabung und Musikerfahrung. 103 Kinder (5. und 6. Klasse) beiderlei Geschlechts nahmen an einem musikalischen Eignungstest und einem dichotischen Hörtest teil. Sie füllten auch einen Handlichkeitsfragebogen und einen Fragebogen über Musikerfahrung aus. Die Ergebnisse zeigen, dass höhere Begabung, mehr Musikerfahrung und mehr Rechtshändigkeit mit geringerer absoluter Lateralität (d.h. weniger Lateralität, entweder links oder rechts) beim Erkennen kurzer Musikmelodien assoziiert sind. Die stufenweise multiple Regression zeigt, dass die Melodiebegabung 18 % der Varianz der Lateralität ausmacht, die Händigkeit 9 %, die Meterbegabung 1 % und die Erfahrung weniger als 1 %. Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Variation in der Eignung (und vermutlich auch in der Verarbeitungsstrategie) zu den unterschiedlichen Ergebnissen bezüglich des Ohrvorteils für musikalische Stimuli beiträgt. [*]